Faijum

Faijum
Faijum,
 
[arabisch, aus koptisch p-jom »das Seeland«], Fayum, El-Faijum, große Oasendepression in Ägypten, südwestlich von Kairo in der Libyschen Wüste, durch einen nur wenige Kilometer breiten Wüstenstreifen (bis 157 m über dem Meeresspiegel) vom Niltal getrennt, etwa 1 800 km2 groß, reicht im Nordwesten im 233 km2 großen, leicht salzigen, fischreichen Karunsee (Birket Karun) bis 45 m unter dem Meeresspiegel. Bewässert wird die fruchtbare Beckenlandschaft durch den Bahr Jusuf (Jusufkanal), einen Seitenarm des Nils, der bei Dairut (etwa 250 km südlich) vom Ibrahimijakanal abzweigt und in zwei kleinen Armen den Karunsee erreicht. Angebaut werden Baumwolle, Zuckerrohr, Getreide, Wein, Orangen und Bananen sowie Heil- und Parfümpflanzen; auch der im Niltal nicht vorkommende Ölbaum wird kultiviert. Die durch das Gefälle zwischen Nil und Karunsee bedingte Strömungsgeschwindigkeit in den Kanälen ermöglicht das Betreiben von großen unterschlächtigen Wasserrädern zur Bewässerung. Hauptstadt der Provinz Faijum, die etwa der Beckenlandschaft entspricht und 1,8 Mio. Einwohner hat, ist El-Faijum (250 000 Einwohner) mit Fakultäten für Landwirtschaft und Handel, mit Baumwoll- und Wollverarbeitung sowie Zigarettenherstellung und Eisenbahnanschluss.
 
Das Sumpfgebiet um den Karunsee (im Altertum Mörissee) wurde im 19. Jahrhundert v. Chr. von Pharaonen der 12. Dynastie in Kulturland verwandelt. Damals errichteten Sesostris II. (in El-Lahun) und Amenemhet III. (in Hawara, mit dem als Labyrinth gebauten Totentempel) ihre Grabpyramiden im Faijum sowie Tempel, von denen die in Medinet Maadi und Kasr es-Sagha am besten erhalten sind. Hauptstadt der Provinz wurde Krokodilopolis (seit ptolemäischer Zeit Arsinoe), heute ein Ruinenfeld von 227 ha nördlich von Medinet el-Faijum. Eine zweite Blütezeit begann im 3. Jahrhundert v. Chr., als Ptolemaios II. neue Dämme und Schleusen errichtete und griechische und makedonische Veteranen ansiedelte. Es entstanden neue Städte und Tempel, so in Dime, Karanis (heute Kom Auschim), Dionysias (heute Kasr Karun) und Tebtynis, die wie in der 12. Dynastie v. a. dem Kult des krokodilgestaltigen Sobek dienten. Aus der frühchristlichen Zeit stammen Hunderte von Mumienporträts, die meist in der Technik der Enkaustik ausgeführt sind; der größte Teil dieser beinahe lebensgroßen Brustbilder wurde in Hauwara gefunden.

Universal-Lexikon. 2012.

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